Monólogo de Orfeu
Vinicius de Moraes
Monolog von Orpheus
Geliebte Frau!
Jetzt, wo du nicht mehr hier bist,
Lass mich in Schluchzern mein Herz zerreißen.
Du hast dich in mein Leben geschlichen,
Und jede Stunde, die vergeht,
Ist mehr Grund, dich zu lieben.
Die Zeit gießt ihr Öl der Liebe in mich, Geliebte.
Und weißt du was?
Jedes Mal, wenn das Leiden kommt,
Diese Sehnsucht, dir nahe zu sein, wenn ich fern bin,
Oder dir näher zu sein, wenn ich nah bin.
Was weiß ich?
Dieses Gefühl der Schwäche,
Das überquellende Herz,
Der Honig, der fließt,
Diese Unfähigkeit, mich selbst zu fühlen, Orpheus.
All das kann
Den Geist eines Mannes verwirren.
Nichts davon ist wichtig,
Wenn du mit diesem alten Geschwätz kommst,
Dieser Zufriedenheit, dieser Harmonie, diesem Körper,
Und mir diese Dinge sagst,
Die mir diese Kraft, diesen Stolz eines Königs geben.
Ah, meine Eurydike,
Mein Vers, mein Schweigen, meine Musik.
Flieh niemals von mir,
Ohne dich bin ich nichts.
Ich bin ein sinnloses Ding, verloren, ich bin ein rollender Stein.
Orpheus ohne Eurydike: Unbegreifliches!
Die Existenz ohne dich ist wie auf eine Uhr zu schauen,
Nur mit dem Minutenzeiger.
Du bist die Stunde, du gibst dem
Zeit Sinn und Richtung.
Meine liebste Freundin!
Welcher Mutter, welchem Vater, was auch immer!
Die Schönheit des Lebens bist du, Geliebte.
Millionen, Geliebte! Ah! Geschöpf!
Wer hätte denken können, dass Orpheus,
Orpheus, dessen Gitarre das Leben der Stadt ist,
Und dessen Worte, wie der Wind zur Blume,
Die Frauen entblättern -
Dass er, Orpheus,
So deinen Reizen erliegen würde?
Mulattin, dunkle Haut, weiße Zähne,
Geh deinen Weg,
Ich folge dir im Gedanken.
Und hier lasse ich mich nieder, wenn du zurückkommst,
Bei Vollmond,
In die endlosen Arme deines Freundes.
Geh dein Leben, glücklicher Vogel,
Geh dein Leben, denn ich werde bei dir sein.