Sebastián
Rubén Blades
Sebastián
In jedem Viertel gibt's, mindestens, einen Verrückten.
Der aus unserem hieß "Sebastián".
Er wusch Autos und machte allerlei,
Um sich sein Brot zu verdienen.
"Sebastián" hatte eine imaginäre Freundin,
Mit ihr stritt er unaufhörlich.
Er band sich einen Umhang aus Lumpen um den Hals
Und rannte durch die Straßen, wir hörten ihn rufen:
"Sebastián, wenn du mich erobern willst,
Reichen nur die Sterne;
Reichen nur die Sterne."
In jedem Verrückten gibt's, mindestens, einen Traum.
Geliebt zu werden, war das Ideal von "Sebastián".
Mit Papier, Dosen, Karton und viel Eifer
Begann er seinen Plan.
Aus Liebe halluzinierend, unermüdlich,
Baut er das größte Raumschiff,
Um mit seiner Freundin
"Von unserem beschissenen Viertel in die siderale Welt" zu fliegen.
In jedem Traum gibt's, mindestens, ein Drama,
Und in Ängsten verstrickte sich "Sebastián".
Eines Nachts, als er mit dem Himmel sprach,
Sah er am Horizont ein Licht vorbeiziehen.
Glücklich rief er: - "Warte auf mich" -
Und ich sah ihn rennen, sich ins Meer stürzen,
Versuchend, jenes Licht zurückzuholen,
Denn "nur die Sterne werden genügen;
Nur die Sterne werden genügen!"
Auf dem schmutzigen Sand des Markstrand
Liegt ein Ding, das wie ein Geschoss aussieht.
Von seinen Flügeln hängt ein Umhang aus Lumpen;
Von seinem Schatten, eine endlose Einsamkeit.
Seine imaginäre Freundin wartet noch auf ihn.
In den Nächten steht sie Wache, vor dem Meer.
Niemand wird sie erobern.
Keiner anderen Illusion wird sie sich hingeben,
Treue zu dem Verrückten, der ihr die Ewigkeit gab,
Denn nur die Sterne werden genügen.
Nur die Sterne werden genügen:
Nur die Sterne werden genügen!