Carta Nº 1

Mein Name ist Carlos Augusto Migliaccio, auch
Bekannt als Migli, Spitzname, den mir meine Mutter gab
Ich wurde in Brasília geboren, Sobradinho am 28. März 1996
Ich hatte die Kindheit, die jeder Junge aus der
Unterklasse der späten 90er haben könnte
Außer durch eine Ausnahme
Ich hatte nie Freunde
Im Laufe meines Lebens konnte ich nie Freunde finden
Mich zu öffnen, zu reden, war für mich unmöglich
Ich könnte euch alle Details meines Lebens erzählen
Jede Träne, jedes Weinen, jede Enttäuschung
Aber ich werde mich auf vier Momente konzentrieren, vier
Ereignisse, die mich bis hierher gebracht haben
Der Tiefpunkt
Das ist der Brief Nr. 1

Ich habe immer die anderen beobachtet
Ich schaute lieber zu, als teilzunehmen
Ich hielt mich für verrückt
Hatte Schwierigkeiten, mich einzugliedern, mich zu finden
Ich mochte die Themen nicht, ich sah mich nicht in den anderen
In der Schule war ich allgemein extrovertiert
Sah Leute spielen, rennen, immer Spaß haben
Ich wollte unbedingt ein Teil davon sein
Aber ich wusste nicht wie
Ich hatte immer Blockaden, Freunde zu haben
Hatte Schwierigkeiten, auszudrücken, was ich dachte
Natürlich zu handeln, Witze zu machen
Ich war immer wachsam mit meinem Verhalten
Selten stand ich von meinem Stuhl auf
Ich fühlte mich wie ein eingekesseltes Tier im Raum
So eines, das Angst hat, aber nicht spricht
Ich erinnere mich an den Schmerz, immer der Witz zu sein
Für den beliebten Jungen, damit das hübsche Mädchen lacht
Der Lehrer sagte
Entspann dich, das ist nur ein Spaß
Jeder ist ein Freund, also mach dir keinen Stress

Wenn jeder ein Freund ist, wie man sagt
Warum behandeln sie mich wie etwas, das nichts wert ist?
Warum muss der Teenager so tribal sein
Gewalt nutzen, um sich größer zu fühlen?
Ich habe die Anzahl der Male verloren, die ich geschlagen wurde
Damit die Jungs aus der Klasse ihr Ego ein wenig aufbessern
Von der vierten bis zur achten Klasse
Fragte ich mich immer, ob ich eine Krankheit hatte
Weil ich weniger Zeit verbrachte
Mit Leuten meines Alters zu reden
Als in meinem Kopf nachzudenken
Ich fühlte, dass es niemanden interessierte, dass ich da war
Sie sprachen nur über mich, wenn es um den Witz ging
Der schlimmste Teil war nicht das Lachen
Es war, wenn das vorbei war und die Gleichgültigkeit zurückkam
Zu Hause war die Stimmung immer angespannt
Meine Mutter putzte, kochte und arbeitete übermäßig
Mein Vater war ein schwieriger Mann
Entweder gestresst von der Arbeit oder betrunken in der Freizeit
Ich hatte keine Freunde, konnte nicht mit meinen Eltern reden
Das nährte meine Qual

Umgeben von Menschen, fühlte ich mich jedoch allein
Ich schwöre, Einsamkeit ist eine schreckliche Gesellschaft
Ich erinnere mich an diesen Tag, den 28. März 2009
Mein dreizehnter Geburtstag
Ich lud alle aus meiner Klasse ein
Mein Vater kaufte Limonade, und meine Mutter Snacks
Um zwei Uhr nachmittags angesetzt
Meine Mutter mietete Tische, Stühle, und ich hatte Bedenken
Was ich am meisten fürchtete, geschah
Die Zeit verging, es wurde Nacht und niemand kam
Ich erinnere mich, wie ich weinend allein im Zimmer lag
Meine Mutter zu fragen, was ich falsch gemacht hatte
Ich habe niemanden jemals schlecht behandelt
Warum werde ich immer schlecht behandelt, wenn sie die Chance haben?

Ich verbrachte den ganzen Tag damit, zu verstehen
Was die anderen tun, was ich tun muss
Was die anderen wissen, was ich lernen muss
Warum kann ich nicht wie du sein?
Ich sah einen Superheldenfilm im Fernsehen
Und ich erkannte, dass ich ein Superheld war
Und weißt du, was wehtut?
Zu akzeptieren, dass Unsichtbarkeit die schlimmste Superkraft war
Als das Weinen aufhörte, fühlte ich mich leer
Als ob ich nicht mehr lebendig wäre
Das quälte mich
Ich wollte nur irgendetwas fühlen, das Erleichterung brachte
Ich setzte mich auf den Boden des Zimmers, zog mein Shirt aus
Legte mich auf den kalten Boden, versuchte die Brise zu spüren
Plötzlich wurde meine Lunge klein

Ich habe keinen Sauerstoff, was passiert mit meinem Leben?
Meine Hände schwitzen, mein Herz pocht
Die Augen tränen, meine Beine zittern
Der Körper mit Unbehagen, ein Schwindelgefühl
Mein Geist in Folter, ich dachte, ich würde sterben
Ich kam ins Badezimmer meiner Eltern
Ich fühlte nichts und gleichzeitig fühlte ich alles
Ich setzte mich, betete, aber Gott war zu beschäftigt
Schließlich bin ich nicht normal wie alle anderen
Inmitten der Verzweiflung, schon ohne Gedanken, sah ich das Waschbecken
Ich sah eine benutzte Rasierklinge, ich dachte nicht nach
Ich hatte keinen klaren Verstand
Ich hielt an und konzentrierte mich nur auf den schönen Glanz der silbernen Klinge
Etwas sagte mir, dass dort mein Ausweg war
Ich drückte die Klinge seitlich auf meine schweißige Haut
Drückte, bis der Schmerz meine Gefühllosigkeit vertrieb

Und ich sah, wie das rote Glück ins Waschbecken floss
Ich sah, wie die angesammelte Agonie ins Waschbecken floss
Ich sah, wie die Einsamkeit aus meinem Zimmer ins Waschbecken floss
Ich sah, wie das, was die Schüler sagten, ins Waschbecken floss
Ich sah alles, was ich vermied, den Abfluss hinunterfließen
Es war nicht einmal ein tiefer Schnitt
Aber das Gefühl ist abgründig
Mein Körper fühlte Schmerz
Ich vergaß, dass mein Geist schlecht war

In diesem Moment fand ich meine erste Leidenschaft
Mich zu schneiden, war etwas Unmögliches zu entschlüsseln
Gleichzeitig, wie es mich verletzte, heilte es mich
Der Rest des Jahres 2009 war so
Ich blieb in der Schule ausgeschlossen
Die einzige Person, mit der ich sprach, war meine Mutter
Ich hatte nicht den Mut zu erzählen, dass ich mich schnitt
Verdammte verwöhnte Kinder, nutzten mein Leiden
Um ihre Egos zu nähren, und ich zahlte die ganze Rechnung, allein
Bis heute frage ich mich, was aus mir geworden wäre, wenn die Schulen
Über Mobbing gesprochen hätten, wenn die Eltern ihre Kinder
Erzogen hätten, Unterschiede nicht zu verurteilen, wenn die Gesellschaft
Über Selbstverletzung gesprochen hätte?
Nun, vielleicht würde ich mich nicht hier befinden.