Poema Do Menino Jesus
Maria Bethânia
Das Gedicht vom Jesuskind
An einem Mittag zum Ende des Frühlings hatte ich einen Traum wie
ein Foto: ich sah Jesus Christus zur Erde kommen.
Er kam den Hang eines Hügels hinunter, doch war er wieder
ein Kind, rannte und rollte sich im Gras.
Er zupfte Blumen ab, um sie wegzuwerfen, und lachte so,
dass man ihn von weitem hören konnte.
Er war vom Himmel geflohen. Er war uns zu viel, um
sich als die zweite Person der Dreifaltigkeit auszugeben.
An einem Tag, als GOTT schlief und der Heilige Geist
umherflog, ging er zu der Kiste der Wunder und
stahl drei.
Mit dem ersten ließ er niemanden wissen, dass
er geflohen war; mit dem zweiten erschuf er sich
ewiglich als Mensch und Kind; und mit dem dritten
schuf er einen Christus, der ewig am Kreuz hing, und ließ ihn festgenagelt
am Kreuz, das im Himmel ist, das anderen als Vorbild dient.
Danach floh er zur Sonne und ließ sich vom ersten
Strahl hinunterholen.
Heute lebt er in meinem Dorf, bei mir. Er ist ein schönes Kind,
mit natürlichem Lächeln.
Er putzt sich die Nase mit dem rechten Arm, springt in den Pfützen
herum, pflückt die Blumen, mag sie, vergisst sie.
Er wirft Steine auf die Esel, pflückt die Früchte in den Obstgärten,
und läuft weinend und schreiend vor den Hunden davon.
Nur weil er weiß, dass die ihnen nicht gefallen, und alle finden es
komisch, rennt er den Mädchen hinterher, die die
Wasserkrüge auf dem Kopf tragen und hebt ihren Rock.
Mir hat er alles beigebracht. Er hat mir beigebracht, auf
die Dinge zu schauen. Er zeigt mir alle Farben, die in
den Blüten sind und erklärt mir, wie lustig die Steine sind,
wenn man sie in der Hand hält und langsam
darauf schaut.
Wir verstehen uns so gut miteinander in der Gesellschaft von allem,
dass wir nie an den anderen denken. Wir leben beide zusammen
mit einem innigen Abkommen, wie die rechte und die linke Hand.
Am Abend spielen wir mit fünf kleinen Steinen auf
der Eingangsstufe meines Hauses. Ernst, wie es sich für einen GOTT
und einen Poeten geziemt. Als wäre jeder Stein das gesamte Universum
und wäre es deshalb eine große Gefahr, ihn fallen zu lassen
auf den Boden.
Danach erzähle ich ihm Geschichten von den Dingen, die nur
die Menschen betreffen. Und er lächelt, weil alles unglaublich ist. Er lacht
über die Könige und die, die keine Könige sind. Und er hat Mitleid mit dem,
was von Kriegen und Geschäften erzählt wird.
Danach schläft er ein und ich trage ihn sanft hinein,
in mein Haus, lege ihn in mein Bett, entkleide ihn
langsam, wie man einem ganz menschlichen und mütterlichen Ritual folgt,
bis er nackt ist.
Er schläft in meiner Seele. Manchmal wacht er nachts auf,
spielt mit meinen Träumen. Hebt einige in die Luft,
legt einige übereinander und klatscht, allein,
lächelnd in meine Träume.
Wenn ich sterbe, mein Kleiner, lass mich das Kind sein,
den Kleinsten, nimm mich auf den Arm, nimm mich mit in dein
Haus. Leg mich in dein Bett. Entkleide mein müdes und
menschliches Wesen. Erzähle mir Geschichten, falls ich erwache, damit ich
wieder einschlafen kann, und gib mir deine Träume, damit ich
spielen kann.