Ketelbinkie
Louis Davids
Kesselchen
Als wir von Rotterdam ablegten
Mit der Edam, einem alten Kahn
Mit Kakerlaken in der Mitte
Und Rattennestern im Bug
Da hatten wir einen kleinen Jungen
Als Kesselchen bei uns an Bord
Der zum ersten Mal zur See fuhr
Und nie von Haien gehört hatte
Der von seiner Mutter am Kai
Schüchtern lachend Abschied nahm
Weil er sich nicht traute, sie zu küssen
Der Straßenjunge aus Rotterdam
Er wurde vom Heizer beschimpft
Weil er schon am ersten Tag
Als wir gerade die Mole verließen
Bereits seekrank in der Kombüse lag
Und mit Genever und Zitronen
Wurde er wieder auf die Beine gebracht
Denn kranke Seeleute sind nachteilig
Und schaden der Fracht
Wenn er dann mit seinen Kesseln
Aus der Kombüse nach vorne kam
War es wie ein Stück Verzweiflung
Der Straßenjunge aus Rotterdam
Und wenn er abends in seiner Koje lag
Und müde vom Schleppen endlich schlief
Dann schimpfte der Mann, der Wache hatte
Weil er nach seiner Mutter rief
Dann wurde er an einem schönen Morgen
Es war im Stillen Ozean
Während sie um ihren Kaffee brüllten
Nicht gut aus seiner Koje aufgestanden
Und als der Steuermann mit Chinin
Und Wundermittel zu ihm kam
Bat er um einen Vorschuss auf sein Gehalt
Für die alte Dame aus Rotterdam
In Leichentuch und auf dem Rost
Wurde er an diesem Tag auf die Luke gelegt
Der Kapitän hob seinen Hut
Und sprach mit lauter Stimme ein Gebet
Und mit eins, zwei, drei im Namen Gottes
Ging das Kesselchen über Bord
Der sich nicht traute, die Alte zu küssen
Weil das nicht zu Seeleuten gehört
Der Mann schoss ein zusätzliches Mokkie an
Und der alten Dame ein Telegramm
Das war das Ende eines Seemanns
Der Straßenjunge aus Rotterdam