Mário

Der kleine Mário, im Kinderheim
War wie ein Brief in einem Umschlag ohne Empfänger
Ein Junge ohne Ziel, kein Name im Standesamt
Blieb in einem Waisenhaus bis zum sechsten Geburtstag
Und landete in einem Seminar
Wo ein Priester Mário das ABC beibrachte

Er lernte die Bibel und das Wörterbuch zu lesen
Und mit zwölf konnte er schon ein Tagebuch schreiben
Das Tagebuch war sein bester Freund
Wo Mário sein geheimes Verlangen gestand, Bibliothekar zu werden
Und eine Frau kennenzulernen
Und alle literarischen Genres

Mário! Kennst du den Mário?
Er hat genug, ein Trottel zu sein
Hat den Beruf gewechselt, wurde Revolutionär
Los Mário, los Mário, los Mário!
Kennst du den Mário?
Er hat genug, ein Trottel zu sein
Mário ist da und hat keine Konkurrenz
Los Mário, los Mário!

Der Junge Mário, dort im Seminar
War wie ein Fisch auf dem Trockenen, gefangen in einem Aquarium
Er zog es vor, in die Stadt zu gehen, ein Arbeiter zu werden
Fünfzehn Jahre alt, weniger als ein Gehalt
Weniger als nötig
Ein hartes Leben, geteilt zwischen Lesen und Arbeit

Mit 16 war er schon ein Gemeindeleiter
Ein junger Kämpfer und solidarisch
Mit 17 war er Angestellter in einem Büro
Mit 18 machte er seinen Wehrdienst

Sie haben einen Soldaten getötet und brauchten einen Sündenbock
Mário war rebellisch und kam ins Verhör
Unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist
Wurde gefoltert und wurde zum Gefangenen
Und dort drinnen hatte er Zeit, seine Gedanken zu ordnen
Auf eine außergewöhnliche Weise

Mário! Kennst du den Mário?
Er hat genug, ein Trottel zu sein
Hat den Beruf gewechselt, wurde Revolutionär
Los Mário, los Mário, los Mário!
Kennst du den Mário?
Er hat genug, ein Trottel zu sein
Mário ist da und hat keine Konkurrenz
Los Mário, los Mário!

Sie haben Mário vor der Zeit entlassen
Die Presse entdeckte sein willkürliches Urteil
Verbreitete seine Geschichte und seine Kommentare
Sein Leben und seine befreiende Rede
Jeder Mensch hat das Recht, jemand zu sein
Und hat das Recht auf das Gute und das Beste

Besser für uns alle
Wenn jeder Mensch das Recht auf seine Chance hat
Und das Recht auf seine Stimme
Priester und Obdachlose, Nonnen, Prostituierte, alle sind gleich
Alle haben das Recht auf Frieden, alle haben das Recht zu kämpfen
Recht und Pflicht zu wissen, zu sehen und zu handeln

Alle haben das Recht, sich zu verändern!
Nicht alle, die geträumt haben, haben es geschafft
Aber damit alle es schaffen
Müssen alle die Chance haben, es zu versuchen
Es gibt nichts für niemanden!
Aber es muss für alle und auch für mich sein!

Missionar ohne Religion (ohne Religion!)
Er gewann eine Legion, eine Menschenmenge
In seiner Mission gegen das Versagen in allen Szenarien
Städtisch, vorstädtisch und ländlich
Aber seine gleichmacherische Rede
Wurde immer härter, reifer, brandstiftend!

Störte die Mächtigen und Reaktionäre
(Dieser Sohn von einer) die schon seinen Namen im Nachruf sehen wollten
Aber Mário war in allen Nachrichten
In Schulen, an Universitäten
In den Favelas, an den Ecken, an den Ständen, auf den Straßen
In den Fabriken, überall!

Und Mário kontert jedes Argument gegen seine Ideologie
Debattiert mit jedem Politiker, Autorität oder Autoritären
Vom Exekutiv-, Legislative- oder Judikativbereich
Großgrundbesitzer oder Megaunternehmer
Jeder Söldner des Internationalen Währungsfonds
Niemand in dieser Welt kann mit Mário mithalten!

Und Mário, der nur ein Niemand war
Las, schrieb, lernte und wurde anerkannt
Hatte genug, ein Trottel zu sein
Und für die, die auch genug haben
Ist Mário ein Beispiel, dem man folgen sollte.