Mad, La Rene Des Mensonges
Charles Gounod
Mab, die Königin der Lügen
Mab, Königin der Lügen,
Leitet die Träume;
Leichter als der enttäuschende Wind;
Durch den Raum, durch die Nacht,
Zieht sie vorbei, sie entflieht!
Ihr Wagen, den das schnelle Atom
In den klaren Äther zieht,
Wurde aus einer leeren Nuss
Von einem Wurm, dem Wagenbauer!
Die Geschirre, feine Spitze,
Wurden aus dem Flügel
Einer grünen Heuschrecke
Von ihrem Kutscher, dem Mücken!
Ein Grillo-Knochen dient als Griff
Für ihre Peitsche, deren weiße
Schnur im Strahl gefangen ist,
Der von Phoebus seine Hofstaat versammelt!
Jede Nacht in diesem Gefährt
Besucht Mab, auf ihrem Weg,
Den Ehemann, der von Witwenschaft träumt
Und den Liebhaber, der von Liebe träumt!
Bei ihrer Annäherung träumt die Kokette
Von Schmuck und Toilette,
Der Höfling macht eine Verbeugung,
Der Dichter reimt seine Verse!
Dem Geizigen, in seiner dunklen Unterkunft,
Öffnet sie ihre unzähligen Schätze,
Und die Freiheit lacht im Schatten
Über den Gefangenen, der mit Ketten belastet ist.
Der Soldat träumt von Überfällen,
Von Kämpfen und Stoßangriffen,
Sie schenkt ihm die Schlücke,
Mit denen seine Lorbeeren begossen werden.
Und du, die du von einem Seufzer erschreckt wirst,
Wenn du auf deiner Liege ruhst,
O Jungfrau! Sie streift deinen Mund
Und lässt dich von Küssen träumen!