Milonga del solitario
Alfredo Zitarrosa
Milonga des Einsamen
Ich mag es von Zeit zu Zeit
Mich in einem Bordoneo zu verlieren
Denn beim Bordoneo sehe ich
Dass ich mich selbst nicht befehlen kann
Die Saiten ordnen
Den Kurs meiner Gedanken
Und im langsamen Trab
Einer ländlichen Milonga
Geht es hinaus ins Feld
Das Beste des Gefühls
Niemand sollte denken
Dass ich auf Rache aus bin
Es ist nicht meine Schuld, wenn ich
Was zum Galloieren habe
Wer mich besiegen will
Muss einen guten Partner mitbringen
Ich ziehe meinen Hut
Denn so hat man es mir beigebracht
Und ich fühle mich gut bezahlt
Wenn ich hinter dem Ersten hergehe
Immer leise
Denn laut schreien kann ich nicht
–Ich schreie beim Reiten
Wenn ich mich in der Peitsche winde–
Aber beim Verhandeln eines Verses
Wo man Brüche zählt
Erhebe ich kaum meine Stimme
Um leise zu singen
Wer laut loslegt
Hört sein eigenes Lied nicht
Wenn der verräterische Tod
Mich zu seinem Ring führt
Macht mir mit zwei Peitschen
Das Kreuz für mein Kopfende
Wenn ich in meinem Bau sterbe
Und die Horizonte betrachte
Will ich keine Kreuze und keine Eile
Und keine Aufträge für den Ewigen
Vielleicht gibt mir der Wald
Nach dem Winter seine Blumen
Die ganze Nacht habe ich gesungen
Mit erschütterter Seele
Der Gesang ist die offene Wunde
Eines heiligen Gefühls
Ich habe niemanden an meiner Seite
Weil ich kein Mitleid suche
Ich verachte die Wohltätigkeit
Wegen der Scham, die sie birgt
Ich bin wie der Löwe der Berge
Lebe und sterbe in Einsamkeit